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Reizdarmsyndrom – Der sensible Bauch

Für das Reizdarmsyndrom gibt es bisher noch keine Erklärung. Patienten versuchen, sich mit Medikamenten zu helfen: Spasmolytika oder Durchfallmittel werden am häufigsten eingesetzt. Doch man weiß inzwischen, dass die Psyche Einfluss auf den Darm hat. Die Patienten kennen das nur zu gut: Gerade vor wichtigen Terminen meldet sich der Darm und Durchfall stellt sich ein. Studien belegen, dass Psychotherapien eine wirksame Behandlung darstellen.
Antidepressiva und Psychotherapie können sich positiv auf das Wohlbefinden von Betroffenen auswirken. Vom Reizdarmsyndrom sind 5 bis 20 Prozent der Weltbevölkerung betroffen.
Bei den Patienten werden verschiedene Formen des Reizdarmsyndroms festgestellt: Der IBS-Typ „D“ (Diarrhö) und der IBS-Typ „C“ (Constipation, Verstopfung) unterscheiden sich durch ihre Erscheinungsform. Bei beiden Formen treten häufig Darmkrämpfe auf. Das meldet die Seite news.doccheck.de.

Der Psyche helfen, hilft dem Darm

Heute ist klar, dass die psychischen Abläufe das Reizdarmsyndrom beeinflussen.
Die französische Forscherin Anne-Marie Leroi und ihre Kollegen befragten 344 Patienten, die sexuellen Missbrauch erlitten hatten. Von ihnen litten bis zu 40 Prozent an einem Reizdarmsyndrom. Das bedeutet eine doppelt so hohe Prävalenz wie in der Normalbevölkerung.

Der Gastroenterologe Alexander C. Ford und seine Kollegen (St. James’s University Hospital, Leeds, Großbritannien) wollten es genau wissen: Sie führten eine Metaanalyse mit systematischem Review durch, die sie unter das Thema „Antidepressiva, Psychotherapie und Reizdarmsyndrom“ stellten. Sie nahmen ausschließlich randomisierte, kontrollierte Studien unter die Lupe, deren Teilnehmer mindestens 16 Jahre alt waren. Zugrunde gelegt wurde entweder die Einschätzung des Arztes oder die diagnostischen Kriterien der Patienten nach Rom I, II oder III.
Die Probanden der Psychotherapie-Studie hatten entweder eine Psychotherapie oder als Kontrollgruppe eine ärztliche Standardbehandlung erhalten.

Psychotherapie mit überzeugenden Erfolgen

Ausgewertet wurden insgesamt 46 Studien. Sie ergaben, dass Psychotherapie oder Hypnosetherapie die besten Wirkungen erzielten.
Entspannungsverfahren, Stressmanagement oder Psychotherapie per Internet zeigte keine wesentlichen Verbesserungen des Befindens.
Die verschiedenen psychotherapeutischen Methoden zeigten folgende Ergebnisse:

• Dynamische Psychotherapie (tiefenpsychologisch orientierte Gesprächstherapie):
Anwendung bei 138 Patienten
Verbesserung bei 77 Patienten (56 %)
Kontrollgruppe mit medizinischer Standardtherapie: 135 Patienten
Verbesserung bei 40 Patienten (29,6 %)

• Kognitive Verhaltenstherapie (CBT):
Anwendung bei 349 Patienten
Verbesserung bei 204 Patienten (58 %)
Kontrollgruppe mit medizinischer Standardtherapie: 261 Patienten
Verbesserung bei 95 Patienten (36 %)

• Hypnosetherapie
Anwendung bei 141 Patienten
Verbesserung bei 64 Patienten (45 %)
Kontrollgruppe mit medizinischer Standardtherapie: 137 Patienten
Verbesserung: 31 Patienten (23 %)

Antidepressiva – Das Reizdarmsyndrom lindern

Die Forscher werteten 7 randomisierte, kontrollierte Studien zum Thema „Antidepressiva und Schmerzen bei Reizdarmsyndrom“ aus. Die Teilnehmer erhielten entweder Antidepressiva oder ein Placebo. Die Antidepressiva waren entweder: Trizyklische Antidepressiva oder Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer.
Das Ergebnis war eindeutig:
Von 592 Patienten stellten 332 (56 %) eine Linderung ihrer Symptome fest.
In der Kontrollgruppe von 508 Patienten waren es 178 (35 %).
Der Einfluss der Psychopharmaka auf das Schmerzempfinden wurde gesondert gemessen. Auch hier ergab sich ein eindeutiges Bild:
Über eine Linderung der Schmerzen berichteten von 182 Patienten 92 (52 %).
In der Kontrollgruppe trafen von 169 Patienten nur 46 (27 %) diesbezüglich eine positive Aussage.

Die Wirkung von Trizyklischen Antidepressiva (TCA) und Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI) ist fast gleich: 57 % der Patienten berichteten über eine Besserung ihrer Beschwerden durch die TCA und 54,5 % durch Einnahme der SSRI.

Das Ergebnis dieser Untersuchung zeigt, dass psychische Faktoren auf das Reizdarmsyndrom einwirken. Eine Dysfunktion des Darms kann ihre Ursache in einem psychischen Trauma haben.

 

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